Web-Interview mit Top Tennis Spielerin Sabine Lisicki

Ich bin so richtig verblüfft. Mir wurde die einzigartige Chance geboten, per Mail, eine Top Sportlerin, der der Umstieg in’s glutenfreie Leben gelungen ist, zu interviewen: Sabine Lisicki. Ich habe im Vorfeld über Sabine Lisicki recherchiert und fühle mich geehrt hier mit euch ihr Erfahrungen teilen zu dürfen.
Sie wirkt wie eine echte Powerfrau, die ihre Ziele setzt und auch erreicht, dabei ist sie „erst“ 24 (*22. September 1989) also kaum älter als ich selber. Sie ist sicherlich ein Vorbild für alle, die noch mit dem Umstieg zu kämpfen haben, denn sie zeigt, dass es sogar als Sportlerin möglich ist, ohne Gluten tolle Leistungen zu bringen. Jetzt arbeitet sie mit Schär im Bereich Aufklärung zusammen, um Neueinsteigern unter die Arme zu greifen. Ich drücke ihr auf jeden Fall ganz doll die Daumen für die kommenden Turniere – viel Kraft und Glück (schade, dass sie keine Österreicherin ist haha 😉 )

Sabine Lisicki

Sabine Lisicki

Katka: Frau Lisicki, Ihre Diagnose kam sehr überraschend, wie haben Sie sich im ersten Moment gefühlt und wie haben Sie sich trotzdem motiviert weiterhin sportliche Höchstleistungen zu bringen? Es ist sicher schon sehr schwierig den privaten Alltag umzustellen, aber dazu noch als Leistungssportlerin und Person des öffentlichen Lebens…
Schon seit einigen Jahren hatte ich mit Bauchschmerzen und Müdigkeit zu kämpfen. Doch die Ärzte konnten sich nicht erklären, warum es mir zunehmend schlechter ging. Auch diverse Bluttests brachten keine Aufklärung. Dann las ich zufällig das Buch eines Kollegen, in dem er über seine Gluten-Unverträglichkeit schrieb. Die Symptome waren identisch. Nach einem erneuten Arzt-Gespräch wurden weitere Bluttests durchgeführt, dabei diagnostizierten die Ärzte bei mir eine Gluten Sensitivity.
Nach der Diagnose war ich erleichtert. Endlich wusste ich, was mit mir los war. Allerdings war es auch schwierig für mich, denn ich fühlte mich ziemlich allein gelassen und hatte Panik, weil ich nicht genau wusste, was ich essen darf und was nicht. Heute kann ich gut damit umgehen und weiß, was ich essen darf und was nicht. Denn eigentlich ist das gar nicht so schwierig, wenn man sich erst einmal damit auseinandersetzt. Es gibt viele glutenfreie Produkte zu kaufen und ich komme mit meiner Gluten Sensitivity mittlerweile sehr gut zurecht. Ich bin einfach nur glücklich, dass ich jetzt wieder beschwerdefrei leben kann, denn gerade als Leistungssportler ist das enorm wichtig.
Seither brauche ich auch gut eine Stunde weniger Schlaf, um ausgeruht zu sein. Als Leistungssportler ist das natürlich großartig, wenn man schneller regeneriert ist. Meine Lebensfreude und mein sportlicher Ehrgeiz haben dadurch keinesfalls gelitten. Natürlich habe ich meinen Speiseplan umstellen müssen. Seit der Diagnose habe ich mich intensiver mit dem Thema Gluten Sensitivity und glutenfreie Ernährung auseinander gesetzt. Nun genieße ich trotz der Diagnose mein Leben und meinen Sport bewusster.

Katka: Wie hat Ihr Umfeld auf die Neuigkeiten Ihrer Lebensumstellung reagiert? Welche negativen/positiven Erlebnisse hatten Sie zu Beginn?
Ja, es gibt zahlreiche positive Effekte für mich, zum Beispiel, dass ich wieder beschwerdefrei leben kann. Endlich sind die Magen- und Bauchschmerzen weg. Das ist echt ein riesen Unterschied. Ich kannte es ja lange Zeit nicht anders und wenn man dann merkt, es geht auch wirklich ohne Magen- und Bauchschmerzen – das ist dann fast schon wie ein Wunder. Und zudem brauche ich, wie ich Ihnen bereits sagte, nun gut eine Stunde weniger Schlaf. Das ist für den Leistungssport sehr wichtig, wenn man sich da schneller regeneriert.
Zudem brauche ich als Sportlerin auch genügend Kohlenhydrate. Hierbei helfen mir die glutenfreien Produkte schon sehr, da ich endlich wieder normales Brot essen kann. Auch Pasta und Pizza gibt es mittlerweile glutenfrei. Besonders wichtig sind für mich jedoch vor allem auch Kartoffeln, da mir diese wichtige Kohlenhydrate liefern. Auch Obst und Gemüse spielen in meinem Ernährungsplan eine wichtige Rolle. So bekomme ich reichlich Vitamine und ernähre mich gleichzeitig auf einfache und leckere Art gesund. Das ist allerdings keine große Umstellung für mich, da ich schon immer gerne Gemüsegegessen habe. Quinoa und Reis habe ich jedoch neu für mich entdeckt. Die Palette der glutenfreien Produkte ist wirklich groß, deswegen ist mein Speiseplan auch sehr lecker und abwechslungsreich. Ich fühle mich einfach wieder viel wohler und richtig fit.

Negative Auswirkungen habe ich aber natürlich auch erlebt, was mir 2011 vor allem sportlich einen Rückschlag versetzte. Denn ohne es zu wissen, hatte ich in einem Restaurant in Frankreich nochmals Gluten zu mir genommen, da es in einer Sauce mit verarbeitet wurde. Damals wusste ich das noch nicht, was mir im Nachhinein völlig klar ist, da Saucen oftmals mit Mehl verdickt werden. Leider musste ich dann während des Spiels auf Grund starker Krämpfe mit einer Trage vom Platz getragen werden. Heute kann mir das nicht mehr so leicht passieren, da ich nun weiß auf was ich achten muss.

Katka:Glutenfreie Produkte schmecken manchmal anders als die ’normale‘ Alternative – Was fehlt Ihnen am meisten? Was wurde Ihr neues Lieblingsgericht? Was essen Sie wenn Sie nach einem langen Trainingstag nach Hause kommen? Welche Süßspeise gibt es bei Ihnen zu besonderen Anlässen (Geburtstage etc.)?
Mein absoluter Liebling ist vor allem das Vollkornbrot von Schär. Dieses Brot esse ich meistens zum Frühstück, es gibt mir Energie für den Tag. Aber auch die Meisterbäcker-Brote, die ich vor einiger Zeit entdeckt habe, schmecken sehr lecker. Dann esse ich noch sehr gerne Pasta, die aus Reis- und Maismehl hergestellt wird und für zwischendurch glutenfreie Müsliriegel aus Mais- und Buchweizenflocken.
Ich liebe es aber auch zu kochen und probiere gerne neue Rezepte aus. Meistens gelingt es auch! Am liebsten koche ich meine Auberginen-Lasagne. Eine reine Gemüselasagne ohne Teigblätter und komplett glutenfrei. Bisher hat das auch jedem geschmeckt.

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Katka: Was wollen Sie jedem Umsteiger auf den Weg geben?
Ich weiß wie es sich anfühlt, wenn man die Diagnose Gluten-Unverträglichkeit bekommt. Als ich meine vor einigen Jahren erhalten habe, war das Thema noch recht unbekannt. Deswegen hatte ich am Anfang auch wenig Hilfe bei der Ernährungsumstellung. Ich wusste nicht genau: Was darf ich essen und was nicht, wo muss ich zweimal hinschauen und gibt es vielleicht Ersatzprodukte? Ich wusste nur, dass ich kein Gluten mehr essen darf und dass plötzlich viele Lebensmittel für mich tabu waren. Gerade als Leistungssportlerin braucht man Kohlenhydrate und ich durfte auf einmal mein geliebtes Vollkornbrot nicht mehr essen. Dabei kann man seine Ernährung gut auf eine glutenfreie Ernährung umstellen, dank der vielen Ersatzprodukte, die es mittlerweile auf dem Markt gibt. Damit Menschen nach ihrer Diagnose schnell mit der Gluten-Unverträglichkeit zurechtkommen, möchte ich gemeinsam mit Dr. Schär Licht ins Dunkel bringen. Denn wenn ich damals eine solche Hilfe bekommen hätte, wären mir viele Dinge erspart geblieben. Daher ist es mir auch ein persönliches Anliegen, aufzuklären, und Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, den Einstieg in die glutenfreie Ernährung zu erleichtern. Auf jeden Fall braucht man keine Angst zu haben, denn nach der Diagnose kann es nur besser werden!

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Ich bedanke mich ganz herzlich für die tollen Tipps, ich hoffe euch inspiriert das genauso wie mich auch. Denn wenn eine Berufssportlerin es schafft, trotz einer solchen Einschränkung großartige Leistungen zu bringen, sollten wir Normalsterbliche es uns ebenso zum Ziel setzen aus jedem Tag das Beste herauszuholen. Es gibt gute und schlechte Tage, aber wenn wir weitermachen und hart arbeiten können wir strahlen 😉

Alles Liebe
Eure Katka

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